Oliver Schmolinski, 2016

Oliver Schmolinski, Lehrer des Jahres 2016 © Klaus Knuffmann

Beim Deutschen Gründerpreis für Schülerinnen und Schüler konnten die Jugendlichen wieder ihre Lehrer bewerten. Oliver Schmolinski erhielt Bestnoten und war so überrascht, dass es ihn erst einmal sprachlos machte.


Frau Nachtrab, wie sind Sie Lehrer des Jahres geworden?
Wenn ich das wüsste.

Aber Sie müssen doch eine Vermutung haben?
Vielleicht weil unser Wirtschaftsunterricht in den letzten Monaten etwas ungewöhnlich war.

Ungewöhnlicher Unterricht?
Ja, die Schüler:innen hatten drei Monate Zeit, frei an ihrer fiktiven Geschäftsidee zu arbeiten. Es gab regelmäßige Teamtreffen. Dabei haben wir uns ausgetauscht und immer neue Ziele gesetzt. Ansonsten habe ich mich als Lehrer komplett zurückgehalten und nur bei Nachfragen geholfen. Diese neue Freiheit haben die Schüler:innen sehr genossen. Das ist jedenfalls mein Eindruck.

Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?
Zuerst war es natürlich eine ziemliche Überraschung. Ich habe mir als junger Lehrer kaum Chancen ausgerechnet. Inzwischen sehe ich die Auszeichnung vor allem als Bestätigung für mehr offenes und freies Arbeiten im Unterricht.

Wie viele Teams haben Sie während des Gründerpreises betreut?
Meine Klasse bestand aus sieben Teams, davon habe ich drei betreut. Eine Kollegin hat den Rest übernommen.

Welche Ideen hatten ihre Teams?
Ein Team entwickelte eine digitale Hausaufgaben-Tauschbörse. Der Austausch funktioniert ganz ohne Geld. Für passende Lösungsansätze gibt es stattdessen Punkte, die man selbst wieder gegen kluge Antworten eintauschen kann. Aber auch die Idee mit dem Notruf-Schmuck hat mir super gefallen.

Notruf-Schmuck?
Ja, genau. Mit dem Schmuck können Frauen in Not schnell Hilfe rufen. Per Kopfdruck wird die Polizei informiert und man braucht nicht erst nach dem Handy suchen, den Pin eingeben und den Notruf wählen. Die Idee ist vergleichbar mit dem Hausnotruf für Senioren.

Das ist tatsächlich eine tolle Idee. Wie sind die Schüler:innen darauf gekommen?
Ganz allein. Sie haben viel über das gestiegene Sicherheitsbedürfnis in der Gesellschaft gelesen und festgestellt, dass es nichts Sinnvolles gibt, um schnell und unkompliziert Hilfe zu rufen.

Zum Abschluss muss ich Ihnen noch eine Klischee-Frage stellen.
Ok immer zu.

Schüler:innen in der Pubertät gelten ja immer als etwas "lernfaul". Wie haben Sie ihre Teams zum Mitmachen motiviert?
Das ist tatsächlich eine Frage, mit der wir uns als Pädagogen jeden Tag auseinandersetzen müssen. Lernen braucht immer eine Motivation. Ich glaube, dass der Deutsche Gründerpreis eine willkommene Abwechslung zum Unterrichtalltag ist.

Inwiefern?
Es gibt einen Preis, eine professionelle Jury und ein klasse Feedback zu der eigenen Arbeit von vier Monaten. Meine Aufgabe als Lehrer war es, den Schüler:innen in dieser Zeit genug Strukturen und Hilfsangebote zu machen. Ein Beispiel dafür sind viele Abgabefristen. Für ihre Einhaltung gab es Punkte. Das wirkt auf den ersten Blick kleinlich, aber so entwickelt sich schnell eine Eigendynamik in den Teams.

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