„Bei uns findet man nicht den passenden Job, sondern den passenden Arbeitgeber“ – Interview mit Dr. Annika von Mutius von Empion

Annika von Mutius, Credits © Patrycia Lukas

Empion ist eine Recruiting-Plattform mit Fokus auf Unternehmenskultur, auf der man als Bewerber:in nicht einen Job, sondern einen passenden Arbeitgeber findet. Die beiden Gründerinnen Dr. Annika von Mutius und Dr. Larissa Leitner sehen hier eine Marktlücke, die die bekannten Vermittlungsplattformen bisher ignoriert haben. Wie sie aus einer gemeinsamen Idee ein Geschäftsmodell entwickelt haben, erzählt Annika von Mutius uns im Interview.


1. Wenn man Ihre Gründungsgeschichte liest, könnte man fast sagen, dass Sie das Schicksal zusammengebracht hat: In den unterschiedlichsten Kontexten sind Sie immer wieder aufeinander getroffen. Wie kam es dann final zu der Entscheidung zu gründen?

Ursprünglich haben wir uns im September 2017 kennengelernt. Larissa organisierte damals im Rahmen ihrer Promotion am Institut für Familienunternehmen und Mittelstand den Campus for Family Business an der WHU-Otto Beisheim School of Management. Ich war zu einem Vortrag aus San Francisco angereist, wo ich damals für ein Robotics-Start-up arbeitete. Seit der Begegnung kreuzten sich unsere Wege immer wieder. Nach Larissas Promotion begannen wir, über die nächsten Schritte in unserem Leben und unseren Karrieren zu unterhalten. Zudem sprachen wir aber auch - angeregt durch Larissas Promotion - zum Thema Fachkräftemangel im Mittelstand. Da wir beide aus Familienunternehmen kommen, war der Fachkräftemangel ein Thema, das wir nur zu gut kannten.

Im Sommer trafen wir uns dann in Larissas Heimat in Südtirol und vertieften uns dabei immer mehr in Gespräche zu Unternehmenskultur. Wir entwickelten drei Leitfragen: Ist der Fachkräftemangel wirklich so groß, wie in Larissas Promotion erkannt? Gibt es Lösungen zur Verbesserung der Arbeitgeberattraktivität und sind Unternehmen für strategische Employer Branding-Maßnahmen bereit? Wo sind die Arbeitssuchenden und was sind ihre Probleme? Zurück in Berlin, konnten wir es gar nicht erwarten, diese Fragen zu beantworten. Die Idee zu Empion war geboren.

2. Sie beide haben in Wirtschaftswissenschaften promoviert – VWL und BWL – und sind dabei auf das Thema des Fachkräftemangels im Mittelstand aufmerksam geworden. Um dem entgegenzuwirken haben Sie Empion gegründet. Wie funktioniert Ihre Plattform?

Empion ist die erste Recruiting-Plattform mit Fokus auf Unternehmenskultur: Mit der Empion-Methode werden Unternehmen mit kulturell passenden Arbeitssuchenden gematcht. Schon längst denken Bewerbende nicht mehr in Jobtiteln, sondern wollen in erster Linie einen Arbeitgeber finden, der kulturell zu ihnen passt. Während meiner Zeit im Silicon Valley habe ich viele großartige Unternehmen kennengelernt, die ihre Arbeitgebermarke authentisch nach außen präsentieren – in Europa tun das jedoch nur die Wenigsten. Und das, obwohl 7 der 10 wichtigsten Job-Zufriedenheitsfaktoren rein kultureller Natur sind. Das wollen wir ändern. Bei uns findet man nicht mehr den passenden Job, sondern den passenden Arbeitgeber.

3. Um die Herausforderungen des Mittelstandes kennenzulernen, sind Sie durch ganz Deutschland gereist und haben sich mit vielen Unternehmer:innen unterhalten. Welche waren die Begegnungen, die Sie am meisten beeindruckt haben?

Die Belegschaft von mittelständischen Unternehmen altert und der Fachkräftemangel steigt massiv. Bewerbungen (initiativ oder auf Job-Ausschreibungen) sind in 99% der Fälle immer willkommen. Existierende Lösungen zur “Verbesserung” der Arbeitgeber-Attraktivität auf existierenden Arbeitgeber-Rating-Portalen sind entweder Schadensbegrenzung oder mit Agenturen oft viel zu teuer. Und der faszinierendste Punkt: Viele großartige Talente und Fachkräfte sind da. Und sie sind nicht nur da, sondern sogar 85% der Arbeitssuchenden würden sich gerne bei mittelständischen Unternehmen bewerben. Aber sie wissen nicht, wie sie vorgehen sollen und finden die Unternehmen nicht. Und wenn sie sie doch finden, gibt es keine Informationen dazu.

4. Sie haben Ihr Unternehmen erst Anfang des Jahres gegründet. Was waren die drei wichtigsten Meilensteine, die Sie bis jetzt erreicht haben?

1. Im April haben wir unsere ersten Finanzierung erhalten
2. Im Mai ist Sabrina als unsere erste Mitarbeiterin hinzugekommen – eine großartige Informatikerin
3. Im Juli haben wir unser Berliner Office bezogen.

5. Empion hat einen Beirat. Wie sind Ihre Verbindungen zu den Personen entstanden und wodurch unterstützen sie Empion?

Wir sind riesig stolz auf unseren Beirat, weil er sich aus wirklich spannenden Personen aus Wirtschaft und Forschung zusammensetzt. Manche Personen im Beirat haben uns schon zuvor begleitet, wie z.B. Prof. Dr. Nadine Kammerlander aus der Promotion. Andere sind aber auch wirklich erst während unserer Gründungszeit hinzugekommen. Da ist beispielsweise Anna Kaiser zu nennen, die mit Tandemploy selbst ein HR-SaaS-Produkt entwickelt und die wir letztlich nur über LinkedIn kontaktiert haben, ohne sie zu kennen. Da auch wirklich die Ermutigung: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen sehr hilfsbereit und offen sind, wenn man höflich fragt. Wir haben so viel Bereicherung und vielseitige Eindrücke durch im Prinzip „fremde“ Menschen erfahren - fremde Menschen, von denen uns einige inzwischen sehr vertraut sind.

6. Empion wird von vielen öffentlichen Institutionen unterstützt, u.a. von der Europäischen Union und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Ab welcher Gründungsphase würden Sie empfehlen, sich um eine öffentliche Förderung zu bemühen?

Direkt zu Beginn. Es gibt viele spannende, staatliche Förderprogramme. Das Gute daran ist, dass man als Gründerteam Zeit bekommt, die Idee weiterzuentwickeln, ohne direkt Anteile am Unternehmen abgeben zu müssen. Wir haben unsere Gründung zum Beispiel mit dem EXIST-Gründerstipendium gestartet. Wir sind super dankbar um die Unterstützung. Mit dem Geld konnten wir sogar ein verkaufsbereites Produkt bauen. Laut dem aktuellen Koalitionsvertrag will die Politik in der nächsten Legislaturperiode mehr Unterstützung für Start-ups bieten; das ist gut und richtig.

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